Was haben Pélussin im Departement Loire, Salaise-sur-Sanne im Departement Isère, Murat im Departement Cantal oder Viverols im Departement Puy-de-Dôme gemeinsam? In all diesen Gemeinden gibt es einen Coworking Space. Ist das erstaunlich? Nicht so sicher ... Denn mit den neuen Möglichkeiten der Telearbeit nimmt der Trend zum ländlichen Coworking zu, und die Zahl der "Coworker auf dem Land" könnte in den kommenden Jahren durchaus steigen.

Ländliches Coworking: eine Gelegenheit, um die territoriale Kluft zu bekämpfen.

Coworking Spaces sind keineswegs nur eine Modeerscheinung, sondern haben in den letzten Jahren einen rasanten Aufstieg erlebt. Ihre Zahl hat sich seit 2017 verdreifacht und es wird geschätzt, dass es mittlerweile mehr als 1.800 Cow orking Spaces in Frankreich gibt. Nach einer exponentiellen Ausbreitung in Paris und der Ile-de-France hat sich das Coworking schnell auf regionale Metropolen (Lyon, Bordeaux oder auch Nantes gehören somit weiterhin zu den am besten ausgestatteten) und dann auf mittelgroße Städte wie Tours, Dijon, Bayonne, La Rochelle oder auch Rouen ausgeweitet.

Diese gemeinsam genutzten Arbeitsräume werden heute übrigens als Instrumente zur Entflechtung der Gebiete und als Chance für die lokale Wirtschaft angesehen. Im Jahr 2018 wurde ein von Julien Denormandie, dem ehemaligen Minister für Stadt- und Wohnungsbau, in Auftrag gegebener Bericht (La Mission Coworking: Territoires, Travail, Numérique) und Patrick Levy-Waitz (Präsident der Stiftung Travailler Autrement) anvertraut wurde, betonte daher die grundlegende Rolle dieser neuen Orte des Austauschs bei der Entstehung neuer strukturierender wirtschaftlicher und sozialer Dynamiken. Im Rahmen dieses vor zwei Jahren begonnenen Programms hat das Ministerium für Kohäsion der Territorien und Beziehungen zu den Gebietskörperschaften, vertreten durch Jacqueline Gourault, gab am 23. Oktober 2020 die Namen der neuen Gewinner des Aufrufs zur Interessenbekundung "Fabriques de territoires" (Gebietsfabriken) bekannt. Von den 300 ausgewählten Projekten befinden sich 150 außerhalb der großen städtischen Zentren, wie z. B. in Saint-Denis-de-Gastines (Mayenne), wo das Restaurant im Stadtzentrum zu einem Coworking Space werden soll, oder das ehemalige Hôtel de la Gare in Hennebont (Morbihan).

Immer mehr kollaborative Räume entstehen in ländlichen Gebieten.

Wie Gerhard Krauss (Autor des Buches Tiers-lieux und Dozent für Soziologie an der Universität Rennes 2) in einem Interview mit dem Magazin Capital im Dezember 2019 erklärte, nimmt das Phänomen immer größere Ausmaße an: "Heute siedelt sich die Hälfte der neu entstehenden kollaborativen Räume außerhalb der großen Metropolen an". Diese Orte bieten sehr oft andere Dienstleistungen als nur die gemeinsame Nutzung von Büros an und werden in der Regel von den Gemeindeverbänden unterstützt. In Sérignac-sur-Garonne (47) bietet der L'Espace Co-Clic-Co geteilte Arbeitsräume, aber auch Hilfe für Privatpersonen, z. B. bei der Erledigung papierloser Behördengänge. Ein weiteres Beispiel ist das Projekt Simone, das sich in Châteauvillain im Departement Haute-Marne (52) in der ehemaligen L'usine des Stiefels Le Chameau niedergelassen hat. Dieser atypische Ort, der nun das Label " Fabrique de Territoires " trägt, beherbergt Coworker, Künstler in Residenz und bietet den Einwohnern auch Nachbarschaftsdienste an (Biokörbe, Markt mit lokalen Erzeugern, Vereinscafé...).

Gerhard Krauss hat auch die Coworker auf den Feldern genau beobachtet: Unter ihnen finden sich vor allem ehemalige Städter, für die das Leben außerhalb der großen Ballungszentren eher ihren Prioritäten in Sachen Work-Life-Balance und ihrem ökologischen Engagement entspricht.

Die Pandemie hat das Feld der Möglichkeiten geöffnet

Das Profil dieser neuen Coworker spiegelt sich auch in der achten Ausgabe der Cadremploi-Studie über die bevorzugten Städte wider.e des cadres parisiens, die im August 2020 veröffentlicht wurde und besagt, dass 83 % der befragten Führungskräfte angaben, eine regionale Mobilität in Betracht zu ziehen.

Zu den Gründen für die Unzufriedenheit gehören - wenig überraschend - Stress, Lebenshaltungskosten und Transportzeiten. Was sich jedoch im Vergleich zu den vorherigen Barometern ändert, ist, dass die mit der Covid-19-Pandemie verbundenen Eindämmungsepisoden dazu geführt haben, diedie Machbarkeit von Fernarbeit gezeigt und damit die Grenze zwischen der Phantasie eines Lebens im Grünen und der tatsächlichen Umsetzung verringert haben. Es scheint nun durchaus denkbar, außerhalb einer großen Metropole zu leben, ohne dabei völlig vom Rest der Welt isoliert zu sein. Diese Neo-Landbewohner wollen nicht unbedingt zurück auf die Erde, um im Larzac Schafe zu züchten! Sie werden regelmäßig ins Büro und zurück fahren, um sich mit ihren Mitarbeitern auszutauschen, per Videokonferenz an Besprechungen teilnehmen und einige Tage pro Woche in einem ländlichen Coworking-Bereich verbringen, um Kontakte zu knüpfen oder ein neues berufliches Netzwerk aufzubauen und so die psychosozialen Risiken zu verringern, die mit dem Home Office verbunden sind.

Gemeinsam genutzte Büros in Spanien, im Perche oder an den Hängen von Lyon.

Beispiele fürländliche Coworking-Spaces in Europa sind z.B. Sende in Spanien, das als Pionier des ländlichen Coworkings/Colivings gilt. Seit 2013 treffen und tauschen sich Freelancer, Künstler oder Mitarbeiter großer Unternehmen (Google, Facebook...) an diesem ungewöhnlichen Ort in den Bergen Galiziens in einem kleinen Dorf mit 20 Einwohnern aus. Sende 2 soll in einigen Monaten in Setubal, 35 Minuten von Lissabon entfernt, eröffnet werden.

In Frankreich hat La Mutinerie (die bereits 2011 in Paris eine erste Bürogemeinschaft ins Leben gerufen hatte) 2014 einen neuen Ort mit dem Namen La Mutinerie Village in Saint-Victor-de-Buthon eröffnet. Mitten auf dem Land im Departement Eurélienne und weniger als 1,5 Stunden von der Hauptstadt entfernt, kombiniert dieser Ort ebenfalls Coworking und Coliving. Die Bewohner profitieren von über 40 Hektar Natur und können sich in Permakultur einführen lassen oder sich bei der Botschaft des Perche informieren, einer Einrichtung zur Unterstützung der Ansiedlung von Neubürgern in der Region.

In Charly im Departement Rhône bietet der Club Melchior ebenfalls einen periurbanen Arbeitsraum an, der nur knapp 15 km von Lyon entfernt liegt. Seit 2016 beherbergt dieses Gebäude aus dem 17. Jahrhundert Selbstständige, aber auch immer mehr nomadische Arbeitnehmer, die von zahlreichen gemeinsam genutzten Dienstleistungen und einer besonders angenehmen Arbeitsumgebung inmitten von Weinbergen profitieren.

Das letzte Beispiel in Yvelines, in Méré, in der Nähe von Montfort-L'Amaury, mit Le 50 Coworking, das seine Coworker aus der Ile-de-France in voll ausgestatteten Büros empfängt, die punktuell, regelmäßig oder ganztägig genutzt werden können.

Für die digitalen Nomaden, die eine radikalere Option suchen, bietet die Workation (Zusammenziehung von work und vacation) ein hybrides Konzept an der Schnittstelle zwischen Coworking, Coliving und Hotellerie. Während es bereits vor der Pandemie Angebote auf Bali, in Thailand oder Marokko gab, hat die Barrière-Gruppe in diesem Sommer "Telearbeits-Eskapaden" eingeführt. in der Bretagne oder der Normandie, während die Hyatt-Kette nun ein Workation-Angebot mit Breitbandzugang, Early Check In ab Freitagmorgen 8 Uhr oder auch vergünstigten Übernachtungen am Donnerstag- und Sonntagabend anbietet.

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